Einige Stile des Kampfsports
Das japanische Wort Karate besteht aus den Begriffen “kara” = leer und “te” = Hand. Karate bedeutet, genau gezielte Schläge, Stöße und Tritte gegen empfindliche Körperstellen anzubringen bzw. solche Treffer durch Blicktechniken oder Ausweichen zu vermeiden. Karate ist ein hervorragendes Training für den ganzen Körper und fördert Gelenkigkeit, Distanzgefühl, Reaktion und Selbstdisziplin. Karate kann Wettkampf und sollte immer Erziehungsmittel sein und nicht nur den Körper formen. Das oberste Ziel ist nicht der Sieg gegen einen Gegner, sondern der Sieg gegen sich selbst zur Vervollkommnung seines Charakters. Im Training werden Techniken gegen imaginäre Gegner geübt, die auch in einer festgelegten Bewegungsreihenfolge (Kata) zur Anwendung kommen. Diese Techniken werden auch in vorher abgesprochenen Formen mit Partner gelernt. Ebenso gibt es den Freikampf (Kumite), bei dem die Karatekas das Gelernte im direkten Kampf gegeneinander anwenden können. Dabei kommt es nur zu einem leichten Kontakt, bzw. die Technik wird vor dem Ziel gestoppt. Ein weiteres Kennzeichen des Karate ist der Bruchtest und das Erlernen von Techniken für die Selbstverteidigung. Die bekanntesten Stilrichtungen sind Shotokan Karate (von Funakoshi Gichin gegründet), Wadp-Ryo (Hironori Ohtsuka) und Goju-ryo (Chojun Miyagi). In manchen Stilrichtungen sind auch Würfe aus dem Judo enthalten.
Taekwondo
Taekwondo entstand in seiner modernen Form um 1955 durch Zusammenschluss der größten koreanischen Kampfsportschulen. “Tae” bezeichnet die Fußtechniken, “Kwon” meint die Handtechniken und “Do” bedeutet soviel wie Weg. Taekwondo ist ein umfassendes körperliches und geistiges Training, das auch die Selbstvertedigung “Hosinsul” umfasst, die im Ernstfall besonders wirksam ist. Wie im Karate werden die Techniken gegen einen imaginären Gegner oder nach Absprache mit dem Partner geübt, und es werden auch Bruchtests ausgeführt. Die Haupt-Wettkampfdisziplinen sind Formen (Hyong, Poomse) und der Freikampf, der im Gegensatz zum Karate mit vollem Kontakt und Schutzausrüstung ausgeführt wird. Taekwondo ist heute Unterrichtsfach an koreanischen Schulen. Bei der Olympiade 2000 in Sydney wird Taekwondo “olympisch”.
Hapkido
Die Selbstverteidigungskunst Hapkido entstand in Korea vor über 1000 Jahren aus der Bewegung der Hwarang-Bewegung. Die Hwarang waren Ritter, die sich neben den Kampfkunsttechniken auch der Bildung widmeten. Hap bedeutet Harmonie, Ki meint Kraft und Do ist der Weg. Hapkido-Bewegungen sind rund, harmonisch und natürlich. Es werden Wurf-, Hebel-, Faust- und Fußtechiken für Angriff und Verteidigung gelehrt, ebenso werden viele Tritte und Sprünge angewendet, aber auch Fauststöße, Griffe, Würfe und weitere Selbstverteidigungstechniken. Neben dem Selbstverteidigungstraining werden auch meditative Übungen gelehrt. Es gibt auch viele verschiedene Bruchtests und Waffentechniken.
Judo
Professor Jigoro Kani entwickelte Judo (sanfter, geschmeidiger Weg) aus japanischen Kampf- und Verteidigungstechniken der Feudalzeit. Dieser Sport verbreitete sich erst in Japan, wurde dort Lehrfach an den Schulen und entwickelte sich dann zu eiener Sportart seit 1964 Olympische Disziplin ist. In Deutschland gründete Alfred Rhode 1920 in Frankfurt den ersten Judo-Club. Wichtigste Übungsgruppe beim Judo ist der freie Übungskampf (Randori). Nach der Fallschule werden Wurftechniken und Griff- und Bodentechniken gelehrt. Es gibt auch Formen, bei denen jeweils zwei Partner Techniken nach einem festgelegten Bewegungsschema demonstrieren.
Kendo
Nach der jahrhundertelangen Entwicklung der Schwertkampftechnik in Japan, die ursprünglich auf die Tötung des Gegners ausgerichtet war, entstand Kendo, der “Weg des Schwertes”. Dieser schnelle und bewegliche Sport mir geringer Verletzungsgefahr, verkörpert neben einer technischen Volendung der Fechttechnik, geistige und charakterliche Werte. Es wird mit einer Schutzausrüstung gekämpft. Mit dem Shinai (Bambusschwert) versucht man, den Gegner zu treffen. Am Beginn der Kendoausbildung stehen Bewegungsschule und Grundtechniken und das einkleiden mit der aufwendigen Schutzausrüstung.
Iaido
Iaido ist eine Sonderform des japanischen Schwertfechtens und hat die Fertigkeit des schnellen Ziehens des Schwertes für den ersten entscheidenden Treffer zum Inhalt. Es wird ein Kampf simuliert, bei dem Hiebe oder Stiche gegen imaginäre Gegner ausgeführt werden. Iaido blickt auf eine etwa 400jährige Tradition zurück und wird in verschiedenen Stilrichtungen gelehrt. Schnelles Ziehen, Treffen und das Zurückführen des Schwertes, werden als Form (Kata) ausgeführt. Die verschiedenen Schulen haben sich auf ein allgemeingültiges Programm von 10 Kata geeinigt.
Kung Fu
Kung Fu beinhaltet nicht nur Kampfkunst und Körperertüchtigung, sondern auch philosophische und medizinische Aspekte. In China sagt man nicht “Kung Fu” (harte Arbeit), sondern “Wushu” (Kriegskunst). Kungfu ist mehr als 4000 Jahre alt. Am Anfang war es nur eine einfache, nicht festgelegte Form des Kampfes, die im Laufe der Jahrhunderte immer weiter perfektioniert wurde. Besonders die Mönche des berühmten Shaolin-Klosters haben viele Techniken und Formen entwickelt. Viele Techniken und Stile sind den Bewegungen von Tieren nachempfunden (Kranich, Tiger, Leopard, Adler, Affe, Drache u.a.). Es gibt sehr viele Stilrichtungen im Kung Fu, wie z. B. den Kranich-Stil, den Nord- und Süd-Shaolin-Stil, den Affen-Stil, den Choy-Lay-Fut-Stil, den Tai-Chi-Stil und viele, viele andere. Diese Stile kann man in Vertreter der inneren und äußeren Kampfkünste unterschieden werden. Moderne Kungfu-Stile sind das Win-Tsung und das von Bruce Lee entwickelte und gelehrte Jeet-Kune-Do.
Kickboxen
Kickboxen ist ein junger Sport, der Anfang der 70er Jahre in den USA entstand und von George Brückner nach Deutschland gebracht wurde. Vom Karate übernahm man die Fußtechniken, vom Boxsport die Fausttechniken. Heute gibt es drei verschiedene Wettkampfarten: Pointfighting (es wird versucht wie beim Fechten den ersten Treffer zu erzielen; Kampf wird nach einem Treffer gestoppt und geht erst weiter, wenn die Kämpfer in der Ausgangsstellung stehen), Leichtkontakt (kontrollierte Treffer, Kampf geht aber nach einem Treffer weiter) und Vollkontakt (wie Leichtkontakt, aber mit vollem Kontakt, bewusstes KO ist erlaubt).
Sumo
Das japanische Sumo ist eine alte, traditionsreiche Kampfsportart, die auf einfachen, althergebrachten Regeln beruht. Zwei Männer kämpfen innerhalb eines Kreises und versuchen, sich durch Stoßen, Schieben, Heben oder Werfen, aus dem Ring zu bringen. Verloren hat, wer zuerst den Kreis verlässt oder inerhalb der Kampffläche den Boden mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen berührt. Sumo (sich wehren) ist symbolträchtig und stellt den Kampf der Naturgewalten dar. Die Sumotori haben im Durchschnitt 150kg Gewicht, machne sind über 200 kg schwer. Sie sind sehr kräftig, dabei erstaunlich gelenkig und schnell. Ihr Speiseplan ist sehr kalorienhaltig, weit jenseits der 7000 kalorien am Tag, enthält aber auch viel Eiweiß und Gemüse.
Escrima
Escrima ist der philippinische Stockkampf. Andere Begriffe sind Arnis oder Kali. Man erlenrt erst den Umgang mit einem und zwei Stöcken und später waffenlose Verteidigungstechniken. Der Stock, das Messer, das Schwert oder andere Gegenstände, die im Laufe des Trainings Anwendung finden, gelten als Verlängerung des Arms, so dass die Stocktechnik direkt auf die Verteidigungstechniken mit bloßen Händen übertragen werden kann. Während der spanischen Besetzung der Philippinen war das Tragen einer Machete ebenso verboten wie der Stockkampf. Daher wurde Escrima als Geheimkunst im Verborgenen geübt und als Tanz vorgeführt, der sogar den Spaniern gefiehl und dort heute noch fleisig ausgeübt wird. Bei den heutigen Vollkontaktmeisterschaften tragen die Kämpfer eine Schutzausrüstung, die aus Kopfschutz und Handschutz besteht.
Capoeira
Capoeira ist eine Mischung aus Kampf, Sport, Akrobatik, Tanz, Spiel und Spass, die vor ca. 400 Jahren auf den Zuckerrohrplantagen Brasiliens von schwarzen Sklaven als Ausdruck des Widerstandes und zur Verteidigung entwickelt wurde. Die Hauptelemente sind Kampftechniken, Musik und rhythmische Bewegung. Da den Sklaven nach der Arbeit auf den Feldern oft die Hände zusammengekettet wurden, trainierten sie zu Verteidigungszwecken hauptsächlich die Beine. Daher ist im Capoeira auch heute noch die Beintechnik und extreme Acrobatik im Vordergrund.
Ju-Jutsu
Ju-Jutsu wurde als Selbstverteidigungs-System 1969 in Deutschland zusammengestellt. Es basiert hauptsälich auf Judo-, Karate-, Aikido- und Boxtechniken und kombiniert diese zu einer “neuen” Verteidigungskunst. Im Training werden technische Fertigkeiten ebenso vermittelt, wie Schnelligkeit und Reaktionsvermögen. Wichtig ist der Grundsatz der Verhältnismäßgkeit der Mittel. Es werden Tritt- und Schlagtechniken, aber auch Hebel, Würfe und Ausheber angewendet. 1987 fand die erste deutsche Meisterschaft statt. Ju-Jutsu ist heute in Deutschland der Polizei “Kampfsport”.
Aikido
Die japanisch Budoart Aikido wurde vor ca. 55 Jahren von O-Sensei Morihei Uyeschiba begründet. Ai bedeutet Harmonie, Freundschaft, Ki = Lebenskraft, Energie, Geist und Do ist der Weg. Aikido lehrt, aggressibe Kräfte zu kontrollieren und umzulenken. Durch geschicktes Ausweichen und geschmeidige, fließende Bewegungen passt man sich einem Angriff an und lässt die Kraft des Gegners leerlaufen, so dass der Gegner sein Gleichgewicht verliert und unter Kontrolle gerät. Diese Budoart ist geprägt von Elementen des Jiu-Jitsu, Judo und des Schwertkampfes und gilt als sanfte Selbstverteidigung ohne Wettkampfmöglichkeit.
Muay Thai
Thaiboxen (Muay Thai) erfreut sich heute in Thailand, vor allem als Profisport, großer Beliebtheit. Es entwickelte sich vermutlich aus chinesischen Kampfkünsten, verbreitete sich in ganz Thailand und wurde Nationalsport. Thaiboxen ist ein harter und realistischer Kampfsport, der im Vollkontakt ausgetragen wird. Besonders charakteristisch sind Treffer mit dem Knie (auch aus dem Sprung) und mit dem Ellenbogen, ebenso sind der Clinch und einfache Würfe erlaubt.